Eigentlich habe ich es schon immer gewusst, aber jetzt steht es endlich schwarz auf zeitungsweiß. Studenten, zumindest die mich umgebenen Kommilitonen, sind dumm. Ein gemeinsamer PISA-Test von SPIEGEL und StudiVZ ergab, dass die Studenten an der Ruhrgebietshochschulen, allen voran Duisburg-Essen, im deutschlandweiten Vergleich schlecht abschnitten.
Den Beweis dafür gab direkt einmal die journalistische Kooperationsarbeit der Universitäten Dortmund, Bochum und Duisburg-Essen, die diese Erkenntnis mit Stolz wahrnahm, man sei ja ein Ruhrgebietskind und so Erdverwachsen - Ach, ich will es garnicht weiter paraphrasieren.
Wie stolz darf eigentlich ein Student auf den Mangel von Allgemeinbildung sein und wieviel Euphorie sollte er der Abwesenheit von intellektuellen Fähigkeiten entgegenbringen? Was ist der Student eigentlich heute? Es gab eine Zeit, da drängten sich 13 Studenten in einer Hörsaal an der Universität zu Cambridge um eine Vorlesung Ludwig Wittgensteins zu hören, die Hälfte durfte wieder gehen - zu voll - die Kommillitonen, welche das außerordentliche Glück hatten bleiben zu dürfen verfassten jedoch eine eifrige Mitschrift, entstanden ist Wittgensteins "Blue Book".
Und heute? Ja, heute, da blättert Blondie in ihrer Cosmopoliton, träumt davon an einer gemütlichen kleinen Grundschule zu unterrichten und hat der Tragödie erster Teil immernoch nicht gelesen.
Ich habe im Übrigen mit meiner Buchhändlerin gelegentlich auch privaten Kontakt, bzw. Kontakt der sich über den Austausch von Ware und Währung beim Einkauf erhebt. Neulich, es dürfte nach einem Theaterbesuch gewesen sein, erzählte sie von einem Germansitikstudenten, der sich um seine Wissensgrundlage für ein Seminar sorgte. Er habe, so erzählte sie, ihr eröffnet, er sitze nun in einem Seminar zu Thomas Manns "Buddenbrooks", habe nun festgestellt, dass es aber ein sehr dickes Buch sei, habe aber im Kopf, dass es ja jetzt verfilmt wurde, ob die DVD zu haben sei.
Nicht nur, dass die Buddenbrooks gefühlte 6000-Mal verfilmt wurden, nein, quo vadis, homo germanici (das ist ein ganz falsches Vulgärlatein, ich weiß)?
Die pflichtlektüre hatte in ihrem Herz im Übrigen noch einen großen Bericht über die Europawahl verfasst. Ich sehne mich seit diesem wieder nach einem Fernseher. Ich will Logo Kindernachrichten gucken.
Und das der AStA den Bildungssttreik ablehnt, weil die organisierenden Gruppen ja zu zivilem Ungehorsam aufrufen und man seine Studenten, welche nicht wissen, dass dies strafrechtlich verfolgt werden könne und dies, an einer Lehramtsfakultät wie der Universität Duisburg-Essen fatale Folgen habe könne, lasse ich an dieser Stelle einmal unkommentiert.
Der Bildungsstreik findet übrigens vom 17.06.09 statt, nur, falls jemand seine Rechte kennt.
Mittwoch, 27. Mai 2009
Sonntag, 24. Mai 2009
Kurras und der Feuilleton
Es ist wahrlich eine interessante Sache mit der deutschen Vergangenheit und dem Drang zur Aufarbeitung. Da stellt sich plötzlich heraus, dass Karl-Heinz Kurras ein SED Parteibuch besaß und wohl auch als IM aktiv gewesen sein soll und schon wird an der einen oder anderen Stelle der Ruf nach einer totalen Neuauflage des Falls laut.
Natürlich ist es eine, für die deutsch-deutsche Vergangenheit, relavante und interessante neue Frage die sich dort stellt. Was stellte die Stasi mit Interna der Westberliner Polizei an und inwiefern wird das noch eine Rolle in der weiterführenden Stasi-Aufklärung spielen? Doch was genau hat der Fall Ohnesorg damit zu tun? Wie wichtig ist die besagte Tätigkeit in der Betrachtung um die Vorfälle am am 2. Juni 1967? Sie ist ist nichtig!
Stephan Hebel schrieb in der gestrigen Frankfurter Rundschau: "Polizist Kurras war kein "Einzeltäter". Sein Schuss war die Eskalation einer gewollten und gezielten, gewaltätigen Repression gegen den Protest." Und damit sollte auch alles gesagt sein, warum?
Die Frage nach dem 'Warum?' stellt sich bekanntlich immer und entsprechende an dieser Stelle eine kleine Erläuterung.
Was zeichnete das Umfeld des Mordes, mögen wir ihn an dieser Stelle einmal nicht politisch nennen, an Benno Ohnesorg aus? Brutale Polizeigewalt, besagte Repression des Protests, willkürliches Vorgehen gegen Demonstranten. Soll es nun, in diesem allgemein aufgeheizten Klima, einem Klima, in welchen die junge, linke Intellektuelle die Schuldfrage stellte, in welchem der Ruf nach einer Abkehr von verbrecherischen Staaten und Untersuchung, wie Ausmistung, des eigenen Schweinestalls, immer lauter wurde, sollte in diesem Kontext ein einziger Tod entscheidend sein? Wohl kaum! Sicher, er sagte für mehr Radikalität, doch stellt sich die Frage, ob dieser Schuss nicht auch irgendwo anders, wenige Wochen später, hätte fallen können. Hätte es dann niemals die RAF gegeben? Unwahrscheinlich!
Nichts ändert sich in der Retrospektive, was sich nicht bereits geändert hat. Die RAF verlor bereits nach kurzer Zeit ihre Unterstützung in der Bevölkerung und der Springer Verlag darf nach wie vor ungestraft seine gefährlich-populistischen Verdummungsmedien unter das Volk streuen und wir leben ebenso fortwährend in einer apolitischen Gesellschaft, welche durch kapitalistische Interessen geprägt ist.
Mag die neue Aktenlage im Fall Kurras ein Aufhänger für alle Feuilletonisten und Meinungschreiberlinge sein, so werden auch sie, in wenigen Tagen, ehrlich zugeben, dass eine kurze Ruhephase sie doch zu dem Ergebnis brachte, dass sie gegebenfalls etwas überreagierten.
Aber zumindest durfte Stefan Aust den heutigen Feuilleton der FAZ mitgestalten.
Natürlich ist es eine, für die deutsch-deutsche Vergangenheit, relavante und interessante neue Frage die sich dort stellt. Was stellte die Stasi mit Interna der Westberliner Polizei an und inwiefern wird das noch eine Rolle in der weiterführenden Stasi-Aufklärung spielen? Doch was genau hat der Fall Ohnesorg damit zu tun? Wie wichtig ist die besagte Tätigkeit in der Betrachtung um die Vorfälle am am 2. Juni 1967? Sie ist ist nichtig!
Stephan Hebel schrieb in der gestrigen Frankfurter Rundschau: "Polizist Kurras war kein "Einzeltäter". Sein Schuss war die Eskalation einer gewollten und gezielten, gewaltätigen Repression gegen den Protest." Und damit sollte auch alles gesagt sein, warum?
Die Frage nach dem 'Warum?' stellt sich bekanntlich immer und entsprechende an dieser Stelle eine kleine Erläuterung.
Was zeichnete das Umfeld des Mordes, mögen wir ihn an dieser Stelle einmal nicht politisch nennen, an Benno Ohnesorg aus? Brutale Polizeigewalt, besagte Repression des Protests, willkürliches Vorgehen gegen Demonstranten. Soll es nun, in diesem allgemein aufgeheizten Klima, einem Klima, in welchen die junge, linke Intellektuelle die Schuldfrage stellte, in welchem der Ruf nach einer Abkehr von verbrecherischen Staaten und Untersuchung, wie Ausmistung, des eigenen Schweinestalls, immer lauter wurde, sollte in diesem Kontext ein einziger Tod entscheidend sein? Wohl kaum! Sicher, er sagte für mehr Radikalität, doch stellt sich die Frage, ob dieser Schuss nicht auch irgendwo anders, wenige Wochen später, hätte fallen können. Hätte es dann niemals die RAF gegeben? Unwahrscheinlich!
Nichts ändert sich in der Retrospektive, was sich nicht bereits geändert hat. Die RAF verlor bereits nach kurzer Zeit ihre Unterstützung in der Bevölkerung und der Springer Verlag darf nach wie vor ungestraft seine gefährlich-populistischen Verdummungsmedien unter das Volk streuen und wir leben ebenso fortwährend in einer apolitischen Gesellschaft, welche durch kapitalistische Interessen geprägt ist.
Mag die neue Aktenlage im Fall Kurras ein Aufhänger für alle Feuilletonisten und Meinungschreiberlinge sein, so werden auch sie, in wenigen Tagen, ehrlich zugeben, dass eine kurze Ruhephase sie doch zu dem Ergebnis brachte, dass sie gegebenfalls etwas überreagierten.
Aber zumindest durfte Stefan Aust den heutigen Feuilleton der FAZ mitgestalten.
Freitag, 22. Mai 2009
Ein erster Gedankengang
Ich stellte heute mit Begeisterung fest, dass sich meine Tageszeitung sehr früh mit mit dem 60ten Geburtstag der Bundesrepublik befasst. Dies tat sie sehr weitgefächert, lies es nicht an Lob mangeln, streute etwas Kritik ein und überließ eine ganze Seite, nun, fast eine ganze Seite, meiner deutschsprachigen Lieblingskollumnisten.
Nun, warum darüber einen Blog schreiben. Warum überhaupt einen Blog schreiben und werde ich nun jeden weiteren Blog damit beginnen, zu sagen, was meine Tageszeitung heute schrieb? Sicherlich nicht, denn wahrscheinlich werde ich sie abbestellen, sie erreicht mich erst Mittags, sodass ich sie erst Abends lesen könnte, was ich Abends jedoch nicht tue, da ich entweder etwas vorbereiten muss, keine Kaffeetasse mehr habe, welche ich benutzen könnte, oder auch einfach mal ein Kapitel Belletristik genießen möchte.
Doch das erläutert nicht die Frage nach dem Blog. Wozu blogge ich und warum sollten Sie, oder solltest Du, diesen Blog lesen.
Zum ersten denke ich, blogge ich, um meine Meinung zu gewissen Dingen vor mir selbst darzustellen und klarzustellen. Was man ausformulieren muss, dass muss durchdacht sein. Jeder Lyriker kennt das, wenn er das perfekte Gedicht im Kopf hat, dieses jedoch nicht zu Papier bringen kann.
Nun, warum ist dieser Blog lesenswert? Ich weiß nicht ob er es ist. Ich finde meine Albenkritiken, Liveberichte und Interviews lesenswert, ich mag meine Kurzgeschichten und literarischen Versuche und der Eine oder Andere empfand Dieselbigen ebenfalls schon als - nun - zumindest nicht abstossend.
Worum wird es gehen? Eine gute Frage, weswegen sie gestellt ist und nun einfach zu sagen um Alles und Nichts wäre doch unverschämt. Es geht um wesentlichen aber um Das. Es geht um Kultur, es geht um Musik und Politik, um Wein und Weib und die kleinen, bösen Trivialitäten des Seins. Es geht um Gespräche, positive und negative Erfahrungen, es geht um Austausch und Kommunikation.
Um aber nun, einen Bogen spannend, auf den Anfang zurückzukommen, zumindest kurz, noch etwas zu 60 Jahren Deutschland.
Viele sind, nicht zu Unrecht, stolz auf dieses Land, mögen es, treten für es ein und Viele sind, ebenfalls keineswegs zu Unrecht, von einem gewissen Groll gegen diesen Staat erfüllt, versuchen ihn zu reformieren oder gar zu stürzen. Doch die Meisten, ja die, die sind vollkommen desinteressiert oder halt gegen Alles, gegen die Bullenschweine und linke Spinner, gegen die da Oben und die Arbeitslosen, gegen ihren Nachbar, gegen ihren Partner und so weiter. Und gegen das Wählen natürlich.
Wiglaf Droste sagte in einem heute veröffentlichten Interview: "Und es ist schon erstaunlich, wie sich der Deutsche dank seiner Wurschtigkeit in der Demokratie so gemütlich einrichtet wie in einer Diktatur."
Am 07.06.2009 ist übrigens Europawahl.
Nun, warum darüber einen Blog schreiben. Warum überhaupt einen Blog schreiben und werde ich nun jeden weiteren Blog damit beginnen, zu sagen, was meine Tageszeitung heute schrieb? Sicherlich nicht, denn wahrscheinlich werde ich sie abbestellen, sie erreicht mich erst Mittags, sodass ich sie erst Abends lesen könnte, was ich Abends jedoch nicht tue, da ich entweder etwas vorbereiten muss, keine Kaffeetasse mehr habe, welche ich benutzen könnte, oder auch einfach mal ein Kapitel Belletristik genießen möchte.
Doch das erläutert nicht die Frage nach dem Blog. Wozu blogge ich und warum sollten Sie, oder solltest Du, diesen Blog lesen.
Zum ersten denke ich, blogge ich, um meine Meinung zu gewissen Dingen vor mir selbst darzustellen und klarzustellen. Was man ausformulieren muss, dass muss durchdacht sein. Jeder Lyriker kennt das, wenn er das perfekte Gedicht im Kopf hat, dieses jedoch nicht zu Papier bringen kann.
Nun, warum ist dieser Blog lesenswert? Ich weiß nicht ob er es ist. Ich finde meine Albenkritiken, Liveberichte und Interviews lesenswert, ich mag meine Kurzgeschichten und literarischen Versuche und der Eine oder Andere empfand Dieselbigen ebenfalls schon als - nun - zumindest nicht abstossend.
Worum wird es gehen? Eine gute Frage, weswegen sie gestellt ist und nun einfach zu sagen um Alles und Nichts wäre doch unverschämt. Es geht um wesentlichen aber um Das. Es geht um Kultur, es geht um Musik und Politik, um Wein und Weib und die kleinen, bösen Trivialitäten des Seins. Es geht um Gespräche, positive und negative Erfahrungen, es geht um Austausch und Kommunikation.
Um aber nun, einen Bogen spannend, auf den Anfang zurückzukommen, zumindest kurz, noch etwas zu 60 Jahren Deutschland.
Viele sind, nicht zu Unrecht, stolz auf dieses Land, mögen es, treten für es ein und Viele sind, ebenfalls keineswegs zu Unrecht, von einem gewissen Groll gegen diesen Staat erfüllt, versuchen ihn zu reformieren oder gar zu stürzen. Doch die Meisten, ja die, die sind vollkommen desinteressiert oder halt gegen Alles, gegen die Bullenschweine und linke Spinner, gegen die da Oben und die Arbeitslosen, gegen ihren Nachbar, gegen ihren Partner und so weiter. Und gegen das Wählen natürlich.
Wiglaf Droste sagte in einem heute veröffentlichten Interview: "Und es ist schon erstaunlich, wie sich der Deutsche dank seiner Wurschtigkeit in der Demokratie so gemütlich einrichtet wie in einer Diktatur."
Am 07.06.2009 ist übrigens Europawahl.
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