Ich mag diese kleinen Spielchen irgendwie, zumindest in der Retrospektive empfinde ich sie immer als höchst amüsant, eigentlich, so muss ich zugeben, geht es dabei jedoch nicht um kleine Banalitäten, sondern um gewichtige Themen. Doch worum geht es überhaupt?
Heute partizipierte ich an einer Demonstration gegen das, vor kurzem mitten in der Essener Innenstadt eröffnete, Bekleidungsgeschäft Oseberg. Die Demonstrationsgemeinschaft umfasste, trotz äußerst schlechten Wetters ca. 500 Antifaschisten und die Stimmung war allgemein gut und friedlich. Was sind nun die kleinen Spielchen, jene, mit dem tiefen Ernst und dem immanenten Amüsenmentcharakter. Es sind derer quasi zwei.
Das erste handelt von Seitentransparenten. Seitentransparente, das sind, wie der Name schon sagt, Transparente, welche an der Seite des Demonstrationszuges entlanggeführt werden. Diese waren, wie schon so häufig, verboten und ein solches Banner sorgte für eine beinahe 60-Minütige Verzögerung des Demonstrationsstarts. Es mag den Meisten Leuten durchaus als trivial und der Aufregung nicht wert erscheinen, ob nun Banner an der Seite mitgeführt werden oder nicht. Ist es aber nicht!
Diese Banner werden aus zwei Gründen verboten, einer ist schlimm, der Andere bedenklich. Zu erst einmal sind Botschaften, welche auf Seitenbannern publiziert werden, für seitlich der Demonstration stehende Passanten deutlich besser sichtbar. Warum es die Organe der Exekutive so interessiert, dass Antifaschistische Banner von möglichst wenig Leuten gesehen werden? - Ich weiß es nicht, es macht auch keinen Sinn und ist zudem nicht der wahre Grund für ein Verbot. Es ist sehr Schade, der wahre Grund jedoch wiegt schwerer.
Ein Banner ist eine Art Wall. Von mehreren Leuten getragen, macht es den Demonstrationszug von der Seite "dicht" und schwerer angreifbar. Dies hätte zur Folge, dass die Polizei eben nicht, wie es gängige Methode ist, seitlich in einen Demozug eindringen kann, um ihn zu splitten oder um einzelne Gruppen zu umkesseln. Das es die Exekutive als unabdingbar ansieht, sich diese Möglichkeit unter allen Umständen offen zu halten sagt einiges über die Grundeinstellung der Beamten bzw., ich möchte hier kein Individuum denunzieren und vor allem keinen Teil eines Systems, der Exekutive als Ganzes.
Der zweite Punkt, welcher mir erneut als äußerst gefährlich erschien, ist ein Problem von hoher Brisanz. Während sich unter dem linken Banner Kommunisten, Sozialisten, Anarchisten und ähnlich denkbare Gesinnungen für das Gemeinsame des Antifaschismus sammeln gibt es immer wieder das Problem Israel, welches schon lange das Lager spaltet. Israel ist für Viele das Symbol des gelebten Antisemitismus, ein Paradies in der Wüste, dessen Schutz höchste Priorität besitzt und natürlich das Kontra zum Hitler-Faschismus darstellt.
Ich persönliche stehe eher auf der anderen Seite. Israel ist ein zionistischer Gottesstaat, welcher sich der Säkularisierung widersetzt und Angriffskriege gegen Zivilisten führt. Allein die letzte Militäraktion gegen die palästinensische Bevölkerung hätte als Grund für einen Militäreinsatz der UN in Israel gereicht - gemessen an den sonst angelegten Maßstäben.
Doch hier soll es nicht um die israelische Sicherheitspolitik, sondern um die Spaltungsproblematik gehen. Inzwischen ist man dazu übergegangen Nationalflaggen von Demonstrationen fernzuhalten. Revolution ist International und das Groß der aktiven Antifaschisten ist eh gegen die Staatenidee, vor allem im Nationalökonomischen Sinne, sodass Nationalflaggen auf einer solchen Demonstration nichts zu suchen haben. Hier also ein Aufruf an die Fahnenschwenker: So edel Euer Ansinnen auch sein mag, verwechselt die Kritik an einem kapitalistischen und Kriegsführenden Staat niemals mit Antisemitismus. Eine Regierung dafür anzuprangern, dass sie Kriege gegen eine Zivilbevölkerung führt ist IMMER die Pflicht eines denken Menschen, ob die Regierenden nun Christen, Moslems, Atheisten oder eben auch Juden sein mögen.
Auf jeden toten Israel durch Terroranschläge kommen übrigens 250 Palästinenser durch israelische Militäraktionen!
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