Es gibt ein interessantes Ritual bezüglich meiner Studiengangswahl, welches sich in ca. 95% der Fälle abspielt wie folgt:
"Und was studierst du?"
"Germanstik und Philosophie."
"Ach, auf Lehramt."
"Nein, ich genieße schon diesen elenden Bachelor."
"Und was macht man nachher damit?"
"Taxi fahren...oder ich geh in den Journalismus, mach Verlagsarbeit oder werde einfach berühmt."
Es ist recht interessant, man kommt an dieser Stelle zumeist auf meinen Onlinejournalismus zu sprechen, darüber wie schlecht viele Redakteure (präferiert werden hier Redakteure der WAZ) sind, es geht um hochschulpolitisches Engagement und ähnliches. Interessant wurde jedoch ein kürzliches Gespräch beim Bier, welches mich doch einige Selbstbeherrschung kostete. Es fing harmlos an, mein Gegenüber argumentierte, bereits Generations unterscheidend, früher habe man gearbeitet um eine Familie zu ernähren - ich erwiderte ich habe nicht vor eine zu gründen, es ekele mich schon an, neben einer Frau auf zu wachen mit der ich geschlafen hatte. Es hielt sich kurz an dieser Stelle - ich bin ja noch so jung - nahm dann aber eine interessante Wende, welche sich irgendwie mit einer Formulierung des Ausdrucks "intellektuelles Geschwafel" einleitete.
Es ergab sich ein vollkommenes Unverständnis für eine Ablehnung, wobei, nein, das Wort ist zu stark, für eine nicht näher ausgeprägte Affinität zu Statussymbolen. Es ging um große Autos und Häuser, um allerlei Luxus. Nicht verstehen konnte mein Gegenüber, dass es doch ein so großer Luxus sei eine gute Scheibe zu hören und ein gutes Buch zu lesen. Die Wertschätzung gegenüber den kleinen Details schien vollkommen ausgeschaltet.
Ich frage mich seitdem, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben. [Natürlich habe ich mich das auch vorher Tag für Tag gefragt, aber jetzt wurde es mir noch einmal schmerzlichst bewusst, dass es etwas schief geht!] Das man sich, wenn man es sich finanziell erlauben kann, einige Luxusgüter erlaubt, das sei jedem gegönnt, welcher durch Fleiß (und natürlich auch etwas Glück) an sein Geld gekommen ist - in einem gewissen Rahmen muss das natürlich stehen - aber die Selbstverständlichkeit gesellschaftliches Prestige als oberste Prämisse seines Schaffens zu betrachten ist schon, so scheint es mir, ein recht abartiger Ansatz.
Heute im Zug meine Zeitung bei einem Kaffee zu lesen war übrigens wunderbar.
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