Samstag, 2. Juli 2011

Was Wissenschaft kann, muss und soll

Mögen sie nun Chatzimarkakis, Koch-Mehrin oder zu Guttenberg heißen. Was uns führende Politiker dieses Landes dieser Tage vorgeführt haben, ist ein Schmierentheater sondergleichen. Frau Dr. Angela Merkel (den Titel greifen wir mal nicht an) verkündete einst die Bildungsrepublik Deutschland. Die ProfessorInnenschaft war amüsiert; echauffieren tut man sich dort kaum noch, wenn die Ankündigungen und Umsetzungen der Politik in verschiedene Richtungen gehen. Was jedoch die Fälle von Plagiaten und vor allem den Umgang damit angeht, so ist Entrüstung angesagt.

Das Kontra zum Merkelschen Republikausruf ist ihr Umgang mit der Causa zu Guttenberg. Sie habe keine wissenschaftlichen Mitarbeiter, sondern einen Minister bestellt. Noch einen drauf legte später die Bildungsministerin Dr. Annette Schavan – allgemein bekannt für ihre Feindseligkeit gegenüber der Realität. Sie wies darauf hin, dass die Universitäten doch aufmerksamer sein sollten; dass nicht so viele Studierende promoviert werden sollten. Nun haben wir aber ein System in Deutschland, welches von Frau Schavan gefördert wird, welches den Universitäten Geld für Absolventen bringt. Je höher der Abschluss, desto höher die Summe. Die ökonomischen und die epistemologischen Interessen der Hochschulen im Lande müssen also gegeneinander abgewogen werden.

Es stellt sich die Frage, wie verwerflich es ist, Studierende zu promovieren, die keine wissenschaftliche Laufbahn anstreben. Sollte Frau Koch-Mehrin der Universität Heidelberg ein paar tausend Euro eingebracht haben, ebenso Herr Chatzimarkakis der Universität Bonn, so muss man sich fragen, ob ihren Doktorvätern wirklich ein Vorwurf zu machen ist und vor allem, wie in Zukunft in solchen Fällen diese Praxis zu beurteilen ist.

Die Haltung der rechtskonservativen Regierung zu diesem Thema ist schizophren. Frau Schavan sagte einst, wer nicht forschen wolle, der brauche auch keinen Master und versuchte damit den fehlgeschlagenen Bolognaprozess zu legitimieren. Schaut man jedoch in die Reihen der CDU/CSU Fraktionen, so findet man viele promovierte Mitglieder des Bundestages (MdB), auch wenn die Meisten davon Juristen sind.

Bei der Betrachtung dieser Aspekte sollte darauf geachtet werden, worauf sie wiederum rekurrieren. Vor allem in der bürgerlichen Konservativen gilt der wissenschaftliche Abschluss als Statussymbol. Weniger gefragt ist hingegen die wirklich kritische Reflektion und der Drang nach Wissen. Der Ausfall von Ersterem zeigt sich auch vor allem in dem Gebaren der Konservativen. So setzt man einen Vermittler und Verwalter von Schwarzgeld, Dr. (schon wieder einer) Wolfgang Schäuble, auch gerne einmal auf den Posten des Finanzministers. Warum Kinderschänder keine Kindergärtner werden dürfen, bleibt in diesem Kontext fragwürdig.

Für die Wissenschaft ist jedoch ihre Freiheit wichtig. Die Freiheit von ökonomischen und ideologischen Zwängen, die Freiheit von dem Zwang zur Verwertbarkeit. Was die Bundesrepublik braucht, ist ein festgeschriebener Satz an Investitionen in das Bildungssystem. Das betrifft nicht nur Hochschulen, sondern auch Fachhochschulen und weitere Schulen. Was Studierenden vermittelt werden muss ist der Spaß am Erwerb und an der Weitergabe von Wissen. Allein das Schulsystem würde deutlich besser funktionieren, wenn sich LehrerInnen als WissenschaftlerInnen verstünden, die den Drang nach Wissen an ihre Schülerschaft weiterleiten.

Solange dies jedoch nicht möglich ist, werden die aktuellen Praktiken in der Promotion und auch in der wissenschaftlichen Publikation weiterhin fortgesetzt werden. Dies ist niemandem dienlich, außer jenen, die sich wünschen, dass es nur eine kleine Elite gibt.

Achja, auch Studierende sollten sich generell überlegen, ob sie studieren, oder sich ausbilden lassen wollen.

3 Kommentare:

  1. Nun hast du dir also die Kritik deines Freundes Christian aka Hoschi zu Herzen genommen und keine Fremdwörter (nicht Fremdworte; wobei Anglizismen eben nicht ebensolche sind) benutzt, dabei jedoch einen gravierenden Rechtschreibfehler produziert: Der liebe Jorgo, wir Julis nennen ihn auch nur Chatzi, heißt korrekt und vollständig ChatzimaRkakis (griechisch Χατζημαρκάκη)! Oder hast du etwa verschiedene Zitierweisen verwandt, sodass Raum für Spekulationen geschaffen wurde? PS: Im RCDS gibt es bald auch ein Person mit Titel. Und wie schön klingt eigentlich Dr. Borislav Schön(owitsch)? PPS: Als bekennender Masochist sah ich Dr. Chatzimakakis (sic!) bei Anne Will, hielt es/ihn allerdings nur ungefähr 20 Minuten aus.

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  2. Diesen Fehler will ich natürlich gerne korrigieren und sollte sich jmd. dadurch gestört fühlen, dass dem guten Chatzi durch den Text hinweg seinen Doktor nicht zugesprochen habe, so korrigiere ich das auch gerne. Was ist der Mann denn? Doctorus philosophicus?

    Und die Promotion im RCDS geht doch ins Hause Reitter, oder gibts dort noch andere Inseltalente?

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  3. Nebenbei habe ich einmal die Fremdwörter im letzten Text gezählt, es waren vier. Ich denke, dass das für eine Publikation, die in wissenschaftlicher Formatierung an die drei Seiten gehabt hätte, vollkommen ok.

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