Montag, 21. Dezember 2009

Kopenhagen in der Retrospektive

Das war er also, der große, wegweisende Klimagipfel in Kopenhagen und entgegen aller Unkenrufe muss man sagen: Wegweisend war er durchaus. Nur sicherlich nicht auf jene Art und Weise, welche den TeilnehmerInnen dieses Gipfels genehm sein kann.

Um diesen Gipfel als internationales und demokratisches Ereignis richtig einzuordnen gilt es auch Dinge zu beachten, welche außerhalb der eigentlichen Problematik des Klimawandels stehen. Zum Beispiel den dänischen Umgang mit dem Versammlungsrecht. Dieses wurde, medial leider zu wenig kommunziert, für die Zeit der Tagung im Bella Center radikal beschnitten. Klassische Akte des zivilen Ungehorsams, wie zum Beispiel eine Sitzblockade, konnten während des Klimagipfels mit 40 Tagen Haft bestraft werden - auch für Ersttäter.

Ebenso interessant ist die Frage nach "gewaltbereiten Demonstranten", welche, auch ohne Vorstrafe, auf Hinweis der deutschen Polizei die Einreise verwehrt bekommen konnten. Wo hier noch demokratische Grundsätze beachtet wurden ist fraglich. Die Bilder aus Kopenhagen selbst, mit Massenverhaftungen bei nächtlicher Eiseskälte - wobei die Festgesetzten gezwungen waren auf den kalten Straßen, sitzend, zu warten - ließen ein unangenehmes Bild totalitärer Systeme aufkommen. Hier sprachen die Bilder wahrlich Bände.

Und nun zum Gipfel selbst. Das Ergebnis ist gleich Null. Das die Versammlung ein Papier zur Kentniss genommen hat, und dies nicht einmal zustimmend, bezeigt den großen Unwillen der der Akteure. Allen voran, in guter alter Tradition, China und die USA. Inwiefern Reperationszahlungen für Klimaverbrechen nun berechtigt sind, sei nun einmal dahin gestellt. Das man jedoch wirtschaftliche Interessen vor das Überleben ganzer Inselstaaten stellt ist bittertiefer Zynismus. Alleinig der BDI, in der Wahlnacht bereits negativ aufgefallen, überbot dies noch mit der Aussage, wirtschaftliche Interessen seien zu wenig berücksichtigt worden.

Die Presse nach diesem Gipfel und das Verhalten während dieses Gipfels treibt meine persönliche Wut tief in den Populismus. So langsam, und dies ist, bei aller Oberflächlichkeit, mein Ernst, sollte man die Verantwortlichen einfach mal ein wenig mehr sensibilisieren. Und da geht es nicht um den Anblick kalbender Gletscher, sondern um einen Vorgeschmack Dessen, was kommen wird. Einen Monat Hungern im kniehohen Wasser wäre sicherlich der richtige Motivator für Obama, Sarkozy, Jiabao und Co.!

Zum Abschluss meiner Hasstirade jedoch auch ein kleiner konstruktiver Anteil. Es gibt eine Internetpetition, welche die Freilassung des deutschen Politologen Tadzio Müller und anderer Aktivsten fordert. Über 5300 Unterschriften gingen bisher ein. Man kann nur hoffen, dass es mehr werden: http://www.petitiononline.com/Tadzio/
Achja, frohe Weihnachten.

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