Donnerstag, 7. Januar 2010

Die hässliche Fratze der FDP

Zugegeben, ein wenig amüsant kann Herr Westerwelle ja durchaus sein. Seine Zurechtweisung des Erika Steinbach Fanclubs auf dem Drei-Königstreffen der FDP und deren Verbannung in die rechte Ecke kann man als humoristisch durchaus gelungen bezeichnen. Alles andere was von Seiten der FDP auf ihrem Neujahrstreffen zu hören war ist jedoch an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Da fällt einem nur eines ein: Ich kann garnicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.

Es wird also, so FDP Chefideologe Westerwelle, Zeit endlich die zu entlasten, die den Karren ziehen. Da möchte man doch jubeln, da möchte man doch zustimmen - da muss man stutzen. Westerwelle als neuer Arbeiterführer? Westerwelle an der Seite Jürgen Rüttgers. Proletarier aller Länder vereinigt Euch unter schwarz-gelb? Wohl kaum. Darüber wer den Karren zieht bzw. die Gesellschaft trägt kann man nämlich äußerst gut diskutieren und wird zu kontroversen Ergebnissen kommen. Man stelle sich, wie schon einige vorschlugen, mal vor die Müllabfuhr setzte aus, das Pflegepersonal, der öffentliche Nahverkehr streikte und, so ungern ich es sage, die Polizei ginge einfach mal in Urlaub. Auf der anderen Seite stelle man sich einmal vor diverse Bankmanager stellten einfach ihr Treiben ein. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft wären wohl äußerst divergent.

Erstaunlicherweise ist es nun aber so, dass die Erstgenannten garnicht von den Reformen, vor allem nicht von den angestrebten Vorhaben der FDP, profitieren. Wer als endlich die Entlasten will, welche den Karren ziehen, dann muss man konträr zu den Vorhaben der FDP stehen.

Das zweite große "Aua" des FDP Treffens ist der Staatsbegriff der FDP. Die so genannten Liberalen stellen den Staat nun einmal gerne in Opposition zum Bürger. Aber ist der Staat nicht das Organ der Bürger? Und ist ein Bürger nicht Bürger durch seine Angehörigkeit zu einem Staat? Nimmt man gängige Staatstheorien, ich denke sogar ein Herr Nozick würde da zustimmen, so gehören Bürger und Staat zwangsweise zusammen. Eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Staat wäre den Mitgliedern, und vor allem Führungskräften, der Freien Liberalen also empfohlen.

Es ist wahrscheinlich, dass sich die FDP langsam, aber stetig, als kleiner Quälgeist unter der Führung eines Größenwahnsinnigen im gesellschaftlichen Bild verankert. Die Frage ist primär nur, wie lange es noch dauert, bis sich dieses Bild endgültig durchsetzt. Man kann nur hoffen, dass es vor der nächsten Bundestagswahl geschieht. Ansonsten harren wir der Dinge die da kommen.
Achja, entgegen aller Vermutungen steht die Krise der Realwirtschaft, resultierend aus der Krise der Finanzwirtschaft, noch bevor. Herr Westerwelle möge dann bitte erklären, warum diejenigen, die seiner Meinung den Karren ziehen, ihre freiwilligen Steuergeschenke nicht in großem Maße an jene geben, die sie dann bedürfen. Oder muss man doch ein asoziales Arschloch sein um "liberal" zu sein?

2 Kommentare:

  1. Soweit so richtig. Aber auch als nicht Liberaler (zumindest im Sinne der FTP) muss ich dir an einem Punkt zwar nicht widersprechen, aber zumindest versuchen die Perspektive etwas zu verändern.

    Deine Aussage, dass mehr von der Müllabfuhr etc. abhängt als von Bankmanagern, stimmt im Wesentlichen wahrscheinlich. Aber warum zur Hölle nennst du nur Berufe, die dem öffentlichen Dienst zuzurechnen sind und stellst sie Bankmanagern gegenüber? Mal ehrlich: ich finde, dass Berufe des öffentlichen Dienstes alles andere als ein Paradebeispiel für den proletarischen Bürger sind.

    Auf lange Sich kann ich mir ausserdem nicht vorstellen, dass Bankmanager vollkommen entbehrlich sind. Wenn du dagegen hälst, dass du "diverse" geschrieben hast, dann solltest du aber auch sehen, dass "diverse" Polizisten zu entfernen auch eine Wohltat für das allgemeingut sind. Also nicht mit zweierlei Maß messen, schwarze Schafe gibt es immer.

    Daneben glaube ich aus deinen Ausführungen als Tenor lesen zu können, dass du versuchst, hart arbeitende Bevölkerungsschichten der typischen FTP-Klientel gegenüber zu stellen. Hier sollte man erstmal überlegen wer diese Klientel ist. Ich denke, dass es genau nicht die von dir angesprochenen Bankmanager sind, sondern zumindest nominel der Mittelstand. Ob das nun wirklich so ist sei dahingestellt. Aber als liberale Partei würde ich hier zunächst die Wähler der Partei suchen.

    Diese widerum sind absolut nicht entbehrlich. Verglichen mit den Arbeitsplätzen die der Mittelstand schafft, ist die gesamte Industrie ein Witz. Ernsthaft: daneben kann man alles andere abschaffen ohne das es sehr weh tut. Und das diese grundsätzlich am leben zu erhalten sind, dass sollte jeder verstehen.

    Schade eigentlich, dass du scheinbar glaubst, dass irgendwer in der Regierung/Opposition ein Interesse daran hat etwas vom Staat zu verstehen. Darum gehts in der Politik nun wirklich nicht. Seit wann ist die Regierung denn für den Bürger da? Klingt zynisch ist aber Lebenserfahrung oder vielleicht auch wirklich einfach nur Zynismus.

    Zusammenfassend wollte ich eigentlich nur sagen, dass es eben wirklich eine Frage der Definition ist wer den Karren zieht. Natürlich sind arbeitende Kräfte wichtig, aber langfristig sind nahezu alle wichtig, die vom Markt benötigt werden.

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  2. Wir bräuchten eine Neudefinition des "Mittelstandes"!

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