Mittwoch, 19. Mai 2010

Rendezvous

Es wird, so denke ich, einmal wieder Zeit für Poesie. Passend zum - erneut - aufkeimenden Frühling ein wenig Romatik aus dem (fiktiven) ersten Band "Auf der anderen Seite".

„Das nächste mal“, ich spucke eine Mischung aus Speichel und Blut auf den Gehsteig, „warnst du mich vor.“
Sie lacht.
„Aber ich sagte doch...“
Ich interveniere.
„...Ficken und Schlagen. Ich weiß, aber ich zog das in einen direkten Kontext. Man möge diesen Fehler nachvollziehen und entschuldigen.“
Sie lacht erneut und geht einen Schritt auf mich zu und packt mir in den Schritt, während sie sanft auf mein Ohrläppchen beißt und mir ins Ohr flüstert: „Trotzdem danke. Und jetzt komm.“

Wir gehen zu ihr. Ein paar Schritte die Hauptstraße entlang. Dann durch kleinere Straßen, großenteils 30 Zonen. Niemand sagt etwas, ihre Hand ist lose in meiner und ich verspüre einen prophylaktischen Kater. Es nieselt ein wenig, aber die Luft ist warm, angenehm, beinahe wie ein Frühsommerabend an einem spanischen Strand. Ich nehme tiefe Züge und gelange zu einem langsamen Wohlsein. Der Schmerz rund um meinen Kiefer lässt nach und Stück für Stück verdränge ich die gebrochene Nase dieses primitiven Arschlochs, dessenetwegen sie mich überhaupt angerufen hatte. Ich frage auch nicht, die Antwort wäre zu ernüchternd. Sie hat gespielt, mit ihren Reizen, mit ihrem Humor und ihrem Charme. Ich würde meinen halberregierten Schwanz darauf verwetten. Aber das ist jetzt egal. Er hat den kürzeren gezogen, in doppelter Hinsicht und ich, ja ich, brauche nicht einmal mehr die typischen „Mit-nach-oben-kommen“-Floskeln zu ertragen, es wird Sex geben und diesen ebenfalls aus zweierlei Gründen. Erstens aus Dankbarkeit und zweitens weil ich einfach gut bin. Beinahe entgeht es mir, dass sie die Tür aufschließt, beinahe verfehle ich die erste Stufe, beinahe gleite ich psychisch vollkommen weg, letzendlich begreife ich aber im Treppenhaus zu sein und wir betreten ihre Wohnung. Sie hängt die Jacke an die Gaderobe und wirft den knappen Pullover weg, darunter trägt sie noch ein Top, erneut spielt sie. Seit ca. 20 Minuten haben wir kein Wort mehr gesprochen. Ich setze mich auf die Couch, nicht auf das, beinahe als Spielwiese zu bezeichnende, Bett. Ich Bestimme, glaube ich. Sie betritt mit zwei Bier in der Hand den Raum, guckt etwas enttäuscht, kurz, und lässt dann das erotische und, wenn auch nicht tödliche, so dennoch auf jeden Fall gefährliche blitzen ihrer Augen aufleuchten und setzt sicht rittlings auf meinen Schoss um die Flaschen in einer Mischung aus Erotik und Obskurität mit ihren Zähnen zu öffnen. Ich kann mich, erneut, nicht entscheiden, ob ich erotisiert oder angeekelt bin. Sie lässt mich ein paar Tropfen von ihrem Kinn lecken, bevor sie mir meine eigene Flasche reicht. Meine Marke, sie ist vorbereitet und mich überfällt eine kurze Panik. Aus Prinzip drehe ich mir eine Zigarette, während ich ihre Titten als Halter für meine Hände nutzen. Sie sagt nichts, nimmt einen kleinen Schluck und reißt mir die Zigarette aus dem Mund, kaum habe ich den ersten Zug getan. Elende Pseudonichtraucher. Für ihren Pegel äußerst elegant wirft sie sich von mir um in einer aufreizenden Stellung neben mir auf der Couch zu verharren.
„Danke“, flüstert sie und ich antworte mit einem kurzen „Gern geschehen....“, während ich mir demonstrativ den Kiefer reibe. Sie schiebt ihren rechten Fuß zwischen meine Beine und bleibt gute 5cm unter der Höhe meines Gliedes, wäre es erregiert und in der Hose eingezwängt, mit kreisenden Bewegungen, verharrend. Sicherheitsabstand und Provokation. Ich stelle fest, dass ich diese Frau liebe und ihr dennoch, während ich gerade in sie abspritze, die Kehle durchschneiden und ihr Blut trinken möchte, wobei ich mich im Endeffekt doch von diesem Gedanken, so unauffällig wie möglich, zu distanzieren versuche. Sie zieht ihren Fuß zurück und schmiegt sich, meine Körperhaltung eigenützig ändernd, an mich heran, das Maximum ihrer Dankbarkeit, Non-sexueller Kontakt, welch eine Idiotie zu meinen Gewohnheiten, vor allem, wenn ich meine Dankbarkeit für diese Geste bedenke.
Sie steht auf und holt neues Bier. In dem kurzen Durchschein erkenne ich, dass mein Bier wirklich leer ist. Sie kommt wieder, mit einem überzogenen Hüftschwung, wieder setzt sie mich rittlings auf meinen Schoss, gibt mir Bier, in verträglichen Mengen und beginnt sich fast unmerklich rythmisch auf mir zu bewegen. Sie weiß, dass ich es bemerke. Gottverdammtes Miststück. Ich beiße in ihren Hals, falle beinahe wütend über sie her, bewege mich vom Hals abwärts, mache mir etwas Platz, zieh ihr dann doch das Top aus, sie trägt inzwischen keinen BH mehr, fahre über ihre Brüste, sie stöhnt laut auf, krallt sich in meinen Haaren fest und verstärkt ihre Bewegungen, während sie auch mich auszuziehen beginnt. Ich wiederum werfe sie auf den kleinen Tisch vor uns, sie schreit auf und reagiert indem sie, mit nach wie vor unerwarteter Kraft, ihre Schenkel nutzt um mich über sie zu ziehen.
„noch nicht...“
Sie atmet inzwischen schwer und zaubert irgendwo her ein kleines Plastiktütchen hervor, ich nehme es und ziehe ihre Hose mitsamt Slip herunter und beginne ihre Fotze zu lecken, sie stöhnt auf, ich versuche den Moment, in dem sie sich verlöre, zu treffen und höre auf. Langsam träufele ich den Inhalt des Päckchens auf ihr Schambein und ziehe es Weg. Kokain und Vaginalflüssigkeit – Hell Yeah. Sie zieht die Reste von meinem Finger. Ich verteile das Pulver weiter um ihre Brustwatzen, ziehe die Lines, sie nimmt die Reste, sie muss die Kontrolle behalten, das ist ihr dank.
„Steck deinen scheiß Schwanz in meine Fotze!“, schreit sie plötzlich und packt rüde in meinen Genitalbereich, ich lasse sie gewähren, werfe sie auf den Tisch, dringe in sie ein, stoße mit den Oberschenkeln immer wieder gegen die Kante des Tisches, ignoriere den Schmerz, verkenne den Schmerz – genieße den Schmerz. Sie zieht mich runter, ich schmecke Blut, ihres, meines? Immer härter werden die Stöße, immer lauter ihr schreien, jeder Stoß wird mit einer tieferen Wunde in meinem Rücken quittiert, jeder Stoß kostet Blut, mein Blut, ihr Blut, gibt Kraft, nimmt Leben. Ich reiße sie hoch, erneut bohren sich ihre Zähnen in meinen Hals, ihre Hand krallt sich tiefer in meine Haare, während ich durch den Raum torkel und sie stürmisch auf und abfährt, bis ich sie schließlich gegen die Wand drücke und jeder weitere Stoß vom ganzen Haus aufgenommen und in vielfacher Lautstärke wiedergegeben wird, während das aufeinanderprallen zweier Körper sich mit ihren Schreien und meinem Stöhnen mischt. Sie stößt sich ab, ich torkele, sie reißt mich hinuter. Das Blut aus meiner gebrochenen Nase verteilt kleine Spritzer im Raum, ich rieche verbrannte Haut, ihre Haut unter der Bewegung auf dem Synthetikteppich. Schließlich kommt sie, presst ihre Beine zusammen, atmet einige Sekunden still, drängt mich von ihr herunter, ist über mir, nimmt meinen Schwanz in den Mund, bläst wie der Teufel, ich komme unter einem Schrei, sie erscheint wieder in meinem Blickfeld, mein Sperma tropft aus ihrem Mund, über meinen Körper, sie küsst mich, lässt mich meinen eigenen Samen schlucken, ermisst dem irgendeine Bedeutung und ist wieder verschwunden. Ich höre die Dusche. Drehe eine Zigarette, rauche sie, ziehe mich an, spüre wie die Kleidung sich im Blut verklebt, ignoriere es – muss los.

Auf der Straße scheint es bereits heller zu sein. Die Laternen brennen aber noch. Ich wickele mich in meinen Mantel, verdränge den Gedanken an die Schmerzen, welche ich fühlen werde, wenn das Kokain nachlässt. Überlege eine Taxi zu nehmen, sehe dann aber ein, dass kein Fahrer mich aufnehmen würde und laufe die wenigen Kilometer zu meiner Wohnung. Während ich die Türe öffne denke ich über Normalität nach, verwerfe den Gedanken, nehme einen tiefen Schluck aus der Wodkaflasche und falle auf mein Bett. Ich werde sie vergessen, bis sie wieder anruft – bald!

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