Dienstag, 4. August 2009

Ein Hoch auf die Gewohnheit!

Brüder und Schwestern, Feinde und so genannte Freunde, Verehrer und Ächter! Ich möchte ein Glas heben, zum Beginn, es dürfen ruhig einige mehr werden. Ein Glas, einen Toast auf die gute, alte Gewohnheit, auf den Trott, auf das sich immer-wieder-wiederholen, auf die Gleichförmigkeit und, das sollte keinenfalls vergessen werden, den Unterschied im Detail, denn, und wenn wir ehrlich sind, wussten wir es bereits alle, neue Ufer sind Ziele für Idealisten, die den Misserfolg zu ignorieren und in jedem Schmerz noch ihre Lehre zu finden wissen.

Ich gebe es hiermit einmal offen und ehrlich zu: Stünde Zarathustra mit all seiner Weisheit vor mir, ich lachte ihn aus, scheltete ihm seiner Idiotie und täte gut daran, denn eines, dass ist gut und wahr: Nietzsche war seiner Zeit soweit voraus, dass wir ihn noch immer nicht verstehen können; und auch daran tun wir gut, denn es ist diese große Liebe zur Trivialität, welche uns doch eigentlich am Leben hält und das Altbekannte, was uns Freude macht und man bedenke: Nicht durch Zorn, durch lachen tötet man. Durch Frohsinn, durch Überlegenheit, ergeben aus Stumpfheit gegen den Innovator, welcher sich dort verhält wider seiner Spezies.

Baute man ein Haus, man baute es aus Gewohnheit (Ja, es handelt sich hier um eine Metapher). Ziegel aus Oberflächlichkeit und Meinung kleideten sein Dach, Mauern aus Genugtuung stärkten seinen Bau und ein Fundament aus Ignoranz geböte dem Allen die letzte Stabilität, bis auf diesen kleinen Keim. Diesen Keim der Ungewissheit, den Keim des Argwohns und des Ekels vor sich selbst im Bewusstsein seiner eigenen Unzulänglichkeit, welche man doch so geschickt hinter seinem gesellschaftlichen Stellung versteckte und jener Beschränktheit, welche man doch hinter einer liberalen Meinung verbarg. Wohl wahr, Meinungen sind die Häute in denen wir gesehen werden wollen und was wir meinen, das bestimmen wir uns selbst, niemals ließen wir uns fallen und täten wir es doch, wir fänden das sichernde Netz vor dem Gewissheit bringenden Aufschlag, federten und landeten sanft auf unseren Füßen, bereit, wieder in die Dunkelheit einer weiteren Höhle zu weichen und der Erkenntnis den Rücken zu zukehren.

Es mag kritisch klingen, überkritisch, doch eigentlich ist es ein Lob, ein geliebter Zug am Menschen, welcher, in der Überzeugung zu wissen was ihm Recht ist in seiner kleinen Welt lebt und dort nicht heraus zu locken ist. Und dies ist sein Überlebenstrieb. Ein angewöhntes Verhalten des Selbstschutzes, wehe dem, der ihn fallen lässt.

Misery loves company, ein englisches Sprichtwort, aus dem lateinischen stammend fällt mir unpassender Weise dazu ein und Watzlawick der da sagte, es sei leicht unglücklich zu werden, aber schwer, es zu bleiben. Ebenso ist es leicht sich neuem zu öffnen, aber schwer, offen zu bleiben. Once bitten, twice shy, sagt da ein anderes englisches Ideom und es hat ebenso recht, klassische Konditionierung würde ich das nennen und es gutheißen, dieses triviale Sein, dieses Leben in Bahnen. Train kept rollin' ist ein alter Bluesklassiker, warum die Schienen verlassen? Man wird doch so sicher auf ihnen geführt. Gottes Wege sind bekanntlich unergründlich, dass negiert quasi seine Existenz, denn jeder Weg ist ergründlich für den, der ihn zu gehen bereit ist und das sind wir alle, oder wären wir alle, wären wir nicht dazu verdammt in einem Determinismus zu leben, welcher uns dieser Entscheidung beraubt. I'd like to jump but I'm afraid to hit the ground, der ewig gleiche Zwang.

Nun, Brüder und Schwestern, Feinde und so genannte Freunde, Verehrer und Verächter. Trinkt, doch, trinkt mit Bedacht - der Schierlingsbecher geht um!

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