Montag, 29. Juni 2009

Kulturelles Kapital

Ein kleiner Gedanke etwas Abseits vom Tagesgeschehen. Ich dachte in der letzten Woche viel über den Wert von Traditionen nach. Über eine kulturelle Identität und warum ich Patriotismus auf lokaler Ebene nachvollziehen kann, während ich Nationalpatriotismus für eine äußerst stupide Angelegenheit halte.

Ein Augenmerk dabei fiel vor allem auf iranische Emigranten, welche sich selbst eher als Perser bezeichnen, denn als Iraner und welche die persische Kultur, das kulturelle Erbe, in Ehren halten und verteidigen. Zugegeben, hier geht es um einen gegensätzlichen Effekt zum Lokalpatriotismus, aber die Kategorisierung scheint mir doch treffender. Große Denker waren immerhin keine Schwaben, sondern Kosmopoliten, und dennoch, dies erscheint mir zumindest in einer groben Übersicht so, immer ihrer Heimat, und damit ist nicht der Nationalstaat gemeint, verbunden. Nietzsche zum Beispiel schimpfte immer sehr über Deutschtümmelei und lobte den französischen Aufklärungsdrang, war dennoch von der ihm umgebenen Landschaft begeistert und fühlte sich dort heimisch.

Doch an dieser Stelle möchte ich den Bogen schnell zurückschlagen, bevor ich allzuweit abweiche. Worin besteht unsere kulturelle Identifikation, wie weit reicht sie zurück und in wieweit zehren wir davon? Als Ausrede benutzen wir sie definitiv gerne, zumindest wir Lokalisten. Wir Ruhrgebietler, wenn wir des Genitivs überdrüssig sind, die Schwaben, wenn sie Vergleiche mit "wie" anstellen und die Sachsen, wenn sie sich weigern verständlich zu sprechen (Sächsisch soll übrigens im nicht artikulierten Laut beim Orgasmus sehr sexy sein - ich stelle das mal in Frage).
Besteht unsere Identifikation aus einem Nothalt vor dem Rutsch in die Weite der Welt?

Der große Unterschied zwischen Berlin und Essen besteht im Umgang der Kulturen. Während sich Berlin sehr vielsprachig und multikulturell gestaltet zeigen sich Ruhrgebietsstädte eher subkulturell. Woran liegt das?

Verweigern sich bildungsferne Schichten absichtlich einer kulturellen Bildung und wohin ist der proletarische Kunstinstinkt gegangen? Hesse merkt in seinem Steppenwolf an, dass der Jazz, jenes Wilde, eben die Kunst der weniger feineren Geister sei. Die Kindergeschichte Aristocats arbeitet ebenso mit einem Unterschied zwischen proletarischer Kultur und Hochkultur (auch hier wieder am Beispiel des Jazz). Wohin ist diese Kultur eigentlich entschwunden?

Dies als lose Gedankensammlung an dieser Stelle. Ich wünsche einen guten Start in die Woche. Achja, ein Artikel von mir, etwas sortierter, erscheint übrigens in der nächsten Academy.

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